Um das zu untermauern, gibt es diese wunderbaren Visualisierungen aus dem Querschuesse-Blog. Fangen wir an mit der Leistungsbilanz. Die erste Grafik zeigt diese auf Monatsbasis, d.h. jeden Monat kommt der angegebene Beitrag oben drauf! Wie wir wissen, summieren sich auf der Welt die Leistungsbilanzsalden allesamt auf NULL, d.h. des Einen Überschüsse sind des Anderen Defizite.
Quelle und ©: http://www.querschuesse.de/deutschland-zahlungsbilanz-maerz-2014/
Ein wahres Feuerwerk, was hier seit 2001/02 abgebrannt wird. Sehr schön zu sehen ist hier die Tendenz nach oben Ende der 80er, die dann mit der Wiedervereinigung Deutschlands ein jähes Ende fand. Hier geht es wie gesagt nur um den Außenhandel.
Sehr eindrucksvoll zeigt die folgende Grafik, dass die Leistungsbilanzüberschüsse mit einem beständigen Kapitalabfluss Richtung Ausland in gleicher Höhe einher gehen. Die 1.800 Milliarden Euro Marke hätten wir mittlerweile geknackt, wenn das kein Grund ist, die Sektkorken knallen zu lassen!
Ähm, was? Wie das zusammenpasst? Na wir exportieren mehr Waren / Dienstleistungen als wir importieren, verdeutlicht in der folgenden Grafik unten. Der Kapitalabfluss bedeutet den Export des nötigen Kleingelds gleich noch mit, damit sich die Kundschaft den Kram auch kaufen kann. Tolles Konzept, oder?
Quelle und ©: http://www.querschuesse.de/deutschland-aussenhandel-maerz-2014/
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Wie kann es aber überhaupt zu solchen Ungleichgewichten, oder sagen wir besser: Verwerfungen kommen? Damit wären wir beim Thema Wettbewerbsfähigkeit. Etwas, das sich aus Produktivität, Arbeitskosten (man sagt dazu auch Lohnstückkosten), allgemeinem Preisniveau, etc. zusammensetzt. Die Qualität wird auch immer wieder gern angeführt, aber auch die wird letztlich preislich eingerechnet.
Ein Staat mit eigener Währung kann nun über Auf- bzw. Abwertung einen Ausgleich der Handelsungleichgewichte (über die Preisschiene) herbeiführen. In einer Währungsunion ist das für die beteiligten Länder keine Option mehr. Man muss in einer solchen Situation andere Wege eines Ausgleichs finden, Vertrauen auf das sich von selbst einstellende Marktgleichgewicht (sic!) ist unangebracht. Schauen wir uns die realen effektiven Wechselkurse an (normiert auf den BIP-Deflator):
Quelle und ©: http://www.querschuesse.de/euroland-reale-effektive-wechselkurse/
Whoops! Die Entwicklung Frankreichs deckt sich übrigens voll mit der Zielsetzung aller Länder, die ursprünglich eine Steigerung des allgemeinen Preisniveaus von 1,9% vereinbart hatten. Die Südstaaten schießen über das Ziel hinaus und sind nun dabei, die Fehlentwicklung über Lohnanpassungen und anderweitige Kürzungsorgien zu korrigieren. Sowohl ein im Vergleich zu niedriges Zinsniveau und zu schnell steigende Löhne haben zu dieser Entwicklung geführt.
Gesucht wird der Elefant im Raum, der von sich behauptet, alles richtig gemacht zu haben und dass sich der Rest an ihm zu orientieren habe. Angesichts der erdrückenden Faktenlage eine schon fast irre anmutende Selbsteinschätzung. Deutschland unterbietet den Rest, aber anstatt eines Entgegenkommens perlt Kritik an den verantwortlichen Betonschädeln einfach ab. Kritikresistenz durch dogmatisches Denken hatten wir hier erst, ist leider ein ernst zu nehmender Faktor bei der Diskussion.
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Zum Abschluss noch ein kleines Schmankerl mit einer Betrachtung der Binnenwirtschaft, genau genommen des Einzelhandels. Wer sich politisch motiviert in Lohnzurückhaltung übt, braucht sich über eine solche Entwicklung nicht zu wundern. Deutschland verharrt hier seit Jahren auf demselben Niveau (bei den Reallöhnen sieht es genauso aus), während es in Frankreich längerfristig beständig aufwärts geht.
In Südeuropa ging es bis zum Ausbruch der Finanzkrise ebenfalls aufwärts, doch hier wurde der Überschwang beendet. Das sind wie gesagt nur die Folgen der gewünschten Angleichung des Preisniveaus an das deutsche internationale Niveau. Die sonstigen Auswirkungen wie Massenarbeitsloskeit und Verelendung/Ausgrenzung breiter Bevölkerungsteile sollte man sich ebenfalls gut vor Augen halten.
Wenn Deutschland meint, auch Frankreich dieselbe „Kur“ aufdrücken zu können, wird es … sagen wir mal … interessant. Welchen Vorwurf wollte man Frankreich machen?! Die realen effektiven Wechselkurse als Vergleichswert auf internationaler Ebene zeigen es eindeutig im vereinbarungsgemäßen Soll, der Elefant im Raum wird mit seinen Dickschädel aber weiter argumentieren, dass eine Steigerung des Preisniveaus nur über einen Verlust an nicht hinnehmbarer Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen sei. Das ist sogar bis auf das Kursive korrekt, aber nur innerhalb der Währungsunion – und das ist im Sinne eines friedlichen Zusammenlebens absolut notwendig. Dauerhaft unterbieten, manche nennen es „Lohndumping“, funktioniert nicht. Der Ausgleich muss – und er wird kommen. Entweder hart und mit einschneidenen Konsequenzen (Abschreibung uneinbringbarer Forderungen) oder einer gewollten Angleichung der Niveaus Schritt für Schritt.
Ach ja, nach außen gibt es nach wie vor das Steuerungselement einer eigenen Währung. Dieses Instrument ist aber nur wirkungsvoll einsetzbar, wenn die internen Ungleichgewichte minimiert/ausgeräumt sind. Vergessen wir nicht, dass die Eurozone mittlerweile als Ganzes Exportüberschüsse „erwirtschaftet“. Hier zeichnet sich das gleiche Spiel ab, das Deutschland mit seinen Handelspartnern getrieben hat. Bei einem internationalen Währungskrieg verlieren aber, wie das bei „race to the bottom“-Spielen üblich ist, am Ende alle Beteiligten.
Sehr informativer Beitrag. Die entscheidende Frage ist allerdings, welche persönlichen Konsequenzen wir daraus ziehen können. Und zwar jetzt sofort und nicht erst, wenn die deutsche Karre im Dreck stecken bleibt.