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  • thewisemansfear 9:00 pm am March 1, 2015 Permalink
    Tags: , Marc Blyth, Paradoxa, Ressourcenproblematik,   

    Wirtschaftspolitische Paradoxa 

    Was haben alle gescheiterten Theorien / Ideen / Systeme gemeinsam? Sie sind an ihren Widersprüchen gescheitert. Inspiriert zum folgenden Beitrag hat mich Marc Blyth in seinem Weckruf an die alte Tante SPD. Dort stellt er zunächst fest, was Deutschland statt der üblichen Legende „Hartz-Reformen“ wirklich den Vorteil an Wettbewerbsfähigkeit verschaft hat (der uns nach wie vor „Überschüsse“ in ungeahnten Ausmaßen einfahren lässt):

    1. die Deutsche Einheit – der Druck auf die Löhne ausgelöst von einem ca. 10 Millionen großen Heer an Arbeitskräften war gerade im ehemaligen Grenzgebiet enorm.
    2. Outsourcing der (Automobil-)Zulieferer nach Osteuropa (und weiter weg)
    3. Gewerkschaften, die aus Angst vor weiterer Arbeitsplatzverlagerung (und auf politischen Druck hin) vergessen haben, für die Arbeitnehmer einen gerechten Anteil gemessen am Produktivitätszuwachs einzufordern

    Wenn wir also über Wettbewerbsvorteile reden – da kommen sie her. Hartz war noch das Tüpfelchen auf dem i, der Ausbau des Niedriglohnsektors und damit die Subventionierung von Vorleistungen. Er stellt richtigerweise fest, dass die Nachfrage nach Exportartikeln im Importland jeweils als Konsequenz der eigenen Wirtschaft das Wasser abgräbt. Das aber nur am Rande. Weiter im Text stößt man auf folgende Aussage:

    The take home lesson is perhaps then that Germany is only Germany because everyone else is “not Germany.” To try and make everyone a bit more like Germany can only mean the expansion of a poorly paid service sector and the introduction of a minimum wage to compensate. I do not think that’s what structural reform advocates recommend, but it’s where we may end up.

    Die deutsche Wirtschaft hat nur deswegen ihre „herausragende“ Exportstruktur, weil eben die anderen Länder genau nicht wie Deutschland sind. Jeder Versuch einer Angleichung durch dieselben „Reformen“ läuft darauf hinaus, dass die Wettbewerbsvorteile aus Sicht von Deutschland schwinden (und in einer Währungsunion zusätzlich deren Binnenmarkt zerstört wird). Es können eben nicht alle gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern, da diese Größe nur eine relativen Vergleich liefert. Es ist paradox von Seiten der Politik zu fordern, dass es andere Länder Deutschland nur gleich tun müssten, und sie würden wieder auf den Erfolgspfad zurückkehren.

    Dasselbe gilt für die Argumentations“logik“ bezüglich Überschuss/Defizit. Es ist sinnentleert, als Gläubiger die Reduzierung des Defizits auf Seiten des Schuldners zu fordern, dies aber gleichzeitig durch Beibehaltung der eigenen Überschüsse zu verunmöglichen. Paradox, aber es hält unsere Politiker nicht davon ab, weiter so zu tun, als ob das eine mit dem anderen nichts zu tun hätte. Man kann es gar nicht oft genug sagen, Überschüsse auf der einen Seite bedingen Defizite an anderer Stelle.

    Als vielleicht wichtigsten Punkt ist aber folgendes Dilemma zu nennen: Je mehr Gehirnschmalz in Produktivitätsfortschritte gesteckt und weitere Automatisierung betrieben wird, desto schneller entzieht man dem aktuellen System „Wirtschaft“ seine Grundlage. Diese ist immer noch Lohnarbeit, d.h. die Lohnempfänger konsumieren die produzierten Güter/Dienstleistungen. Der Spruch von Henry Ford lautete: „Autos kaufen keine Autos“. Er hat mit ordentlichen Lohnsteigerungen bei seinen Mitarbeitern den eigenen Erfolg erst möglich gemacht. Nur Maschinen und Roboter sind zwar hochproduktiv, sind aber keine Lohnempfänger. Man hat im Prinzip zwei gegenläufige Trends, einmal einen riesigen potentiellen Output an Gütern und gleichzeitig eine erodierende Kaufkraft bei der Masse an Leuten. Dazu kommen noch Sättigungseffekte bei den oberen 10%, die selbst in verschwenderischster Manier nur schwer hinterher kämen, ihre Einkommen wieder auszugeben.

    Zu den aufgezählten Widersprüchen kommt noch das Wachstumsdogma hinzu: „Alles wird gut, so lange es nur wieder gelingt, Wirtschaftswachstum zu erzeugen.“ So touren dann selbst Gewerkschaftsbosse durch die Gegend. Da aber auch die die Ressourcenproblematik nicht komplett ausblenden können, diskutiert man bei der IG-Metall mittlerweile über cradle-to-cradle Ansätze. Immerhin, aber selbst bei möglichst ressourcenschonendem Umgang und hoher Recyclingquote stehen noch viele weitere Fragen im Raum. Wie gewöhnt man einer an Erdöl/-gas gewöhnte Gesellschaft möglichst sanft ihren verschwenderischen Lebensstil ab? An dieser Stelle entsteht schon der nächste Widerspruch. Auf nichts verzichten UND umweltschonende Lebensweise ist kaum miteinander zu verheiraten. Nur entziehen wir mit einem „weiter so“ unseren Nachkommen die Lebensgrundlage. Ich bin gespannt, wie es an der Stelle weitergeht, irgendwann muss man sich schließlich der Realität stellen.

     

     
    • guthabenkrise 8:58 pm am März 2, 2015 Permalink | Antworten

      „cradle to cradle“ ist das richtige bild, wohin man die Produktivkräfte des Kapitalismus lenken muss. Braungard schreibt ja, „Wir können(müssen) die ganzen Welt neu erfinden“. Dazu muss man einfach Naturverbrauch statt Arbeit besteuern. Naturverbrauch ist eine Externalität, welche von Marktmechanismen nicht ausreichend erfasst wird. Selbst als ultraliberaler Ökonom könnte man Konzepte dafür befürworten – ich verstehe es einfach nicht, das Ökonmenversagen….

      • thewisemansfear 9:58 pm am März 2, 2015 Permalink | Antworten

        Ja, mit diesen Widersprüchlichkeiten müssen die libs wohl leben… Ultraliberal wäre auch, dass überall auf der Welt gleicher Lohn für gleiche Arbeit gelten würde (Unterschiede gäbe es dann nur noch in Bezug auf die Produktivität). Das, was wir unter Kapitalismus verstehen, funktioniert ja nur unter Ausnutzung von Preisdifferenzen. c2c-Ansätze allein würden die Wirtschaft vollkommen umkrempeln, mit Kapitalismus herkömmlicher Art ist das nicht mehr vereinbar. Genauso wenig wie die Energiewende ins aktuelle Wirtschaftsgeschehen passt. Nachhaltigkeit und Profitstreben passen einfach nicht zusammen.

    • guthabenkrise 3:38 pm am März 3, 2015 Permalink | Antworten

      >>>Nachhaltigkeit und Profitstreben passen einfach nicht zusammen.

      Da bin ich ganz anderer Meinung – die Nachhaltigkeit muss nur profitabel werden und genau dies leistet die Besteuerung von Naturverbrauch statt Arbeit. Die ökologischen Rationalitätenfallen sind auch kein isoliertes Phänomen der Spezies „Unternehmer“. Mit Ideologie und Bürokratie wird man die ökologischen Herausforderungen nicht lösen, vielmehr ist n.m.E. gerade hier die Produktivkraft des Kapitalismus gefragt.

      • thewisemansfear 6:01 pm am März 3, 2015 Permalink | Antworten

        Ja, es wird derzeit verdammt viel externalisiert, so dass eine „Fehlsteuerung“ über die preislichen Anreize vorliegt. Aber Nachhaltigkeit bedeutet ein Bewusstsein der Systemgrenzen, dass man nur so viel extrahieren kann, wie wieder nachwächst/von außen zugeführt wird. Innerhalb dieses Systems dann noch Kapitalakkumulation zu betreiben, ist sinnfrei oder findet nur in der Phantasie statt. Vielleicht fehlt es mir da auch nur an Vorstellungskraft 🙂
        In einem System, was von außen betrachtet im Gleichgewicht ist (so verstehe ich „nachhaltig“), ist der Gewinn an einer Stelle zwingend der Verlust an anderer Stelle. An der einen Stelle baut man etwas auf und dafür geht woanders etwas zugrunde. Das macht schlicht keinen Sinn. Über neue Ideen sind solche Umbrüche nach wie vor wichtig (ähnl. Schumpeters „Kreativer Zerstörung“), aber so sinnentleert wie Wettbewerb gerade stattfindet, kommt man auf keinen grünen Zweig.

    • guthabenkrise 7:13 pm am März 3, 2015 Permalink | Antworten

      >>>ist der Gewinn an einer Stelle zwingend der Verlust an anderer Stelle.
      >>>Vielleicht fehlt es mir da auch nur an Vorstellungskraft

      Da helf ich gern. 🙂

      Der Gewinn ist, weniger Lenkungssteuer zu zahlen, dies ist theoretisch der Verlust des Staates. Aber kann dieser natürlich auch die Steuersätze immer mehr anpassen, was zur Verstärkung der Lenkungswirkung eh erforderlich ist.

      1l Öl sind 10kWh – der Mensch leistet 0,1KW – bedeutet 1l Öl = 100h Menschenarbeit

      bedeutet, nur ein maximal produktives System kann auf die billigen Fossilsklaven verzichten. Und der Kapitalismus leidet an Überproduktivität. deshalb kann man ideal den Ausstieg über Lenkungssteuern steuern – aber eben nur im produktiven Kapitalismus und nicht in einer unproduktiven „Bewusstseinswirtschaft“.

      • thewisemansfear 9:49 pm am März 3, 2015 Permalink | Antworten

        Ja, okay, wir verteilen die notwendige Arbeit auf möglichst alle Köpfe um, indem Produktivität insgesamt reduziert wird. D.h. die Hochproduktiven genießen einfach mehr Freizeit oder die Umweltbedingungen erzwingen es, dass die Maschinen still stehen.
        Ich erkenne nur noch nicht, wo das den o.g. Zusammenhang „widerlegt“. Wo ist das Nullsummenspiel von Gewinn und Verlust aufgehoben, bzw. wo ist der Sinn darin? Die einen erwirtschaften „Mehrwert“ und bekommen den anschließend wieder wegbesteuert, damit es nicht erneut zu Konzentrationsprozessen kommt. Wo zieht man die Grenze?
        Die jetzige Spielanordnung taugt da m.E. nicht mehr.

    • guthabenkrise 10:21 pm am März 3, 2015 Permalink | Antworten

      >>Wo ist das Nullsummenspiel von Gewinn und Verlust aufgehoben,

      Bei den Sachwerten – das Nettovolksvermögen ist identisch mit Zuwachs an Sachvermögen.

      Aber was ist der Sinn des Wirtschaftens?

      Für die Deutschen das Sammeln von Ansprüchen auf Gegenleistung als Kompensation von Angst?
      🙂 😦

      also Geldvermögen = einem gesamtwirtschaftlichen Nullwert – wir verarmen am „Nullwertsparen“

      Wirtschaften ist Bedürfnisbefriedigung und gegen die Angst hilft nur eine blümsche Sozialversicherung.
      Und wenn man Markt STEUERert statt ihn zu zerstören, geht dies alles locker zu finanzieren.

      Die zu steuernden Dinge sind recht trivial, Naturverbrauch und sonstige Externalitäten, Marktvermachtung und den Angebotszwang des Arbeitnehmers aus „Urschuld“. Dass man dies alles nicht macht hat immer wieder durchaus zutreffendes argument: „dann würde zu wenig investiert“.

      Deshalb ist eine Guthabenbremse = Investitionsautomatik die „Mutter aller Reformen“ des Kapitalismus.

      dann könnte man z.B. solche Dinge machen:
      http://www.steuerndes-grundeinkommen.de

  • thewisemansfear 5:56 pm am June 25, 2014 Permalink
    Tags: ergodisches Axiom, , , Ressourcenproblematik, , ,   

    Interlude: Wettbewerbslogik 

    Als Einschub ein paar teils aktuelle Zitate mehr oder weniger prominenter Personen rund um das Thema Wirtschaft & Wettbewerb:

    „Ich glaube, wir sind in einem Weltwirtschaftssystem, das nicht gut ist… Wir haben das Geld in den Mittelpunkt gestellt, den Geldgott. Wir sind in den Götzendienst des Geldes verfallen… Wir schließen eine ganze Generation aus, um ein Wirtschaftssystem aufrecht zu erhalten, das nicht mehr zu ertragen ist. Ein System, in das Krieg führen muss, um zu überleben…“ (QuellePapst Franziskus

     

    „Ihr Modell [das von EU-Kommission und deutscher Regierung, Anm.] für die Weltwirtschaft sieht so aus, dass es darum geht, die Einkommen zu Hause möglichst gering zu halten. Den Binnenmarkt ins künstliche Koma versetzen: Sie nennen das Wettbewerbspolitik.Wenn aber am Ende die Binnenmärkte überall eingeschläfert sind – wo sind dann die Exportmärkte? Und soll das wirklich ein Geschäftsmodell zwischen Staaten sein, zu sehen, wer dem anderen besser die Butter vom Brot klaut? Vielleicht schert sich Europa in Wahrheit ja einen Dreck um gemeinsame Interessen der Weltwirtschaft und der Bevölkerungen und möchte einfach nur auf Kosten anderer – schmarotzen?“ (QuelleErik Jochem

     

    „The deeper message is that mainstream economics is in fact an ideology – the ideology of the free market. Its tools and assumptions define its topics. If we assume perfect rationality and complete markets, we are debarred from exploring the causes of large-scale economic failures. Unfortunately, such assumptions have a profound influence on policy. The efficient-market hypothesis – the belief that financial markets price risks correctly on average – provided the intellectual argument for extensive deregulation of banking in the 1980s and 1990s. Similarly, the austerity policies that Europe used to fight the recession from 2010 on were based on the belief that there was no recession to fight. These ideas were tailored to the views of the financial oligarchy. But the tools of economics, as currently taught, provide little scope for investigating the links between economists’ ideas and the structures of power.“ (QuelleRobert Skidelsky

     

    „Da wird nicht geguckt, ob ein bestimmter Markt irgendwas hergibt oder ob es in diesem Markt Veränderungen gibt, die entweder für ne bestimmte Zeit oder strukturell dafür sorgen, dass in diesen Märkten so viel Geld verdient werden kann, nein, das gibt’s nicht. Jedes Jahr 10% mehr – wie Du das machst ist mir egal. I don’t care how you do it.“

    „Selbst wenn man anguckt, welche Semantik heutzutage benutzt wird: Die Märkte!
    Es gibt nicht die Märkte! Wir tun so, als wäre das irgendeine gotthafte Kraft, die über uns hereinbricht. „Die Bank oder die Firma hat entschieden -“ Nein! Da entscheiden Menschen. Und wenn man den Menschen sagt: „Hör damit auf!“ Dann hören die damit auf. Das muss man nur in der richtigen Art tun.“ (QuelleRainer Voss, aus „Der Banker – Master of the Universe“

     

    „Was in der neoklassischen Theorie grundlegend falsch läuft, hat Paul Davidson (unter anderem in dem Buch „Handelt jetzt“) das ergodische Axiom genannt, die Annahme nämlich, dass sich die Wirtschaft wie die Satelliten auf klar festgelegten Bahnen bewegt: Hat man die Bewegungsgesetze einmal durchschaut, müssen sie nur noch mathematisch formuliert werden, um aus der Ökonomik eine Wissenschaft zu machen. Wer jetzt den Piketty-Hype mitmacht, begibt sich genau auf diesen Weg und damit auf einen der ältesten Holzwege der Ökonomen überhaupt.“ (Quelle) Heiner Flassbeck

     

     

    Um den Brückenschlag zurück zum Thema Ressourcen hinzubekommen, in Kalifornien und angrenzenden Bundesstaaten verschärft sich der Wettbewerb um kostbares Nass: Wie die LA Times berichtet, reichen die Zuflüsse im und um den Colorado River wohl langfristig nicht aus, die angrenzenden Metropolen zu versorgen. Was hat nun Vorrang: Energieerzeugung, Bewässerung von Feldern oder Versorgung der Einwohner? Fakt ist wohl, dass, so lange das Wasser reichhaltig floss und für alle mehr als genug vorhanden schien, sich niemand groß Gedanken um die Zukunft gemacht hat. Erst recht war kein Anreiz da, sparsam damit umzugehen. Erst mit einer Verknappung der Ressourcen sieht man sich zum Handeln gezwungen. Wasser kann man nun nicht einfach irgendwo aus dem Hut zaubern, daher wird man sich etwas einfallen lassen müssen, wie das Verbrauchsniveau nachhaltig an die verfügbaren Zuflüsse angepasst wird. Beim Thema Energie wird das erst recht spannend.

     

    PS: Gail Tverberg hat es mit ihrem letzten Blogbeitrag über die Problematik unseres vernetzten Wirtschaftssystem bis auf zerohedge geschafft.
    —Klitzekleines Update beim Zitat von Rainer Voss, habe den Film endlich komplett geschaut. Sehenswert!—

     
  • thewisemansfear 1:36 pm am June 19, 2014 Permalink
    Tags: , , International Energy Agency, Ressourcenproblematik, ,   

    Der Ölpreis balanciert auf Messers Schneide 

    Beim heutigen Beitrag geht es um den Schmierstoff moderner (Volks-)Wirtschaften schlechthin – das Öl. In einem Fass (159l) steckt ein Energiegehalt von 5,88 GigaJoule, im Vergleich dazu verbraucht ein Mensch pro Tag in etwa 8,5 MegaJoule (ca. 2.000kcal). Aber um die menschliche Ernährung geht es bei dem Stoff nur sekundär, vielmehr um seine Rolle als „low-entropy“ Energiequelle. Wenn man sich vor Augen hält, dass man für diese Energie mal weniger als eine Handvoll Dollar hinblättern brauchte, dann wirkt das fast schon grotesk. Wie bei allem in der Welt gilt: ist im Überfluss davon da, besitzt es keinen monetären/zählbaren Wert. Erst mit einer Verknappung bildet sich dieser heraus.

    Nach Angaben der International Energy Agency (IEA) sind 2011 weltweit knapp 89 Millionen Fass Rohöl pro Tag verbraucht worden. Die Peak-Oil Debatte existiert nicht erst seit gestern, man ist sich letztlich uneins, wie lange noch auf diesem Niveau weiter gefördert werden kann oder ob wir bereits das Fördermaximum überschritten hätten. Wer sich unbedarft mit der Diskussion auseinandersetzt, könnte schnell versucht sein, mit den Schultern zu zucken und dem „Problem“ keine große Relevanz beimessen, da Peak bedeuten würde, es wäre ungefähr nochmal so viel Öl vorhanden. Pustekuchen. Der Zusammenhang ist nicht so trivial.

    Es gibt unterschiedliche Arten von Ölvorkommen

    1. crude oil (Rohöl), höchste Konzentration, sehr leicht zu extrahieren
    2. offshore oil (aus dem Meer gewonnenes Rohöl), ebenfalls hohe Konzentration, der Extraktionsaufwand nimmt zu (Bohrinseln)
    3. tar sands (in Teersanden gebundenes Öl), niedrigere Konzentration, höherer Aufwand zur Extraktion (Trennung mittels Chemie)
    4. shale oil (in Schiefergestein gebundenes Öl), im Vergleich die niedrigste Konzentration, erneut höherer Förderaufwand + Nutzbarmachung

    Mit jeder dieser Stufen nimmt der Extraktionsaufwand zu. D.h. es steigen sowohl monetäre Kosten als auch energetischer Aufwand. Das Verhältnis von aufgewendeter zu gewonnener Energie sinkt, die Förderung wird zunehmend unökonomisch. Spätestens wenn man in Bereiche kommt, wo man kaum noch mehr „hinten raus“ bekommt, als von „vorne rein“ steckt, wird man von einer weiteren Förderung absehen. An dieser Stelle sollte klar werden, dass wir kein Problem ausgehender Rohstoffe haben, sondern dass ab einem Zeitpunkt X der weitere Abbau wegen schwindender Erträge (diminishing returns) nicht mehr lohnt. Der Rest an Rohstoffen verbleibt dann einfach ungenutzt in der Erde (siehe Quelle im Bild oben). Wichtig zu verstehen ist, dass sich diese Problematik auf so ziemlich alle mineralischen Abbauprodukte übertragen lässt, keinesfalls nur auf Öl begrenzt ist.

    Das Dilemma um die Höhe des Preises

    Der Preismechanismus soll ja nach Marktlogik® genau das gewährleisten: abschätzen zu können, wann sich etwas lohnt, bzw. nicht (mehr) lohnt. Der Ölpreis muss demnach steigen, damit die Erschließung der Vorkommen niedrigerer Konzentration weitergehen kann – andernfalls lohnt es nicht weiter. Die Kehrseite der Medaille ist die, dass sich höhere Energiepreise negativ auf das Wirtschaftswachstum® auswirken. Höhere Aufwendungen für Strom/Heizung/etc. verringern direkt das verfügbare Haushaltseinkommen für Konsum™. Das ist den Verantwortlichen nur allzu bewusst, sonst würden Forderungen nach „bezahlbarer Energie(wende)“ nicht so vehement von Politikern und Industrievertretern vertreten. Hier beißt sich die Katze allerdings in den Schwanz, denn ohne dass Energie teurer wird, erreicht man früher den Zeitpunkt, an dem die weitere Förderung nicht mehr rentabel durchzuführen ist. Das System steuert an dieser Stelle auf eine nicht zu überwindende Grenze zu.

    Zusammenhang von Energiepreis und Wirtschaftswachstum, Quelle: http://ourfiniteworld.com/2014/05/21/the-connection-between-oil-prices-debt-levels-and-interest-rates/  (Fig. 8)

    Zusammenhang von Energiepreis und Wirtschaftswachstum, Quelle: http://ourfiniteworld.com/2014/05/21/the-connection-between-oil-prices-debt-levels-and-interest-rates/ (Fig. 8)

    Dieser empirische Beleg ist kein Nachweis kausaler Zusammenhänge. Man sieht jedoch gut, wie sich Öl- und Energiepreise relativ im Gleichtakt mit der Wirtschaftsentwicklung bewegen. Das führt uns direkt zum nächsten Schaubild, auf dem die Ausgaben/Aufwendungen (capital expenditures – capex) einiger der führenden Öl-/Energiemultis (entsprechen ca. 1/3 des Weltmarktes) aufgelistet sind:

    Während der letzten 10 Jahre sind diese kontinuierlich auf das Fünffache gestiegen. Im selben Zeitraum ist die absolute Ölfördermenge auf dem selben (hohen) Niveau verharrt. Das trägt den oben genannten Zusammenhängen Rechnung, dass die Erschließung weiterer, weniger effizient auszubeutender Quellen nicht ohne monetären Mehraufwand vonstatten geht. Wichtig ist der Forecast, der bestenfalls stagniert oder nach einigen Prognosen sogar wieder sinken soll. Ein weiteres Zeichen, dass Aufwand/Nutzen für die Unternehmen in einem zunehmend ungünstigeren Verhältnis stehen.

    Der Tanz auf Messers Schneide

    Niemand kann konkret vorhersagen, welche Auswirkungen eine neuere wirtschaftliche Schwächephase für Auswirkungen haben wird. In der Weltpolitik sprießen die Konfliktherde geradezu wie Pilze aus dem Boden. Was für Auswirkungen ein neuerlicher Schock durch Platzen der nächsten Finanzmarkt-Blase hätte, lässt sich allenfalls erahnen. Dass der Ölpreis dadurch unter Druck gerät, steht außer Frage. Damit würden u.U. sofort weitere Investitionen bei der Förderung auf Eis gelegt, was sich mittel- und langfristig auf die globale Wirtschaft und damit jeden von uns auswirken wird. Ein Zurückkehren auf das alte Niveau würde wahrscheinlich Jahre dauern. So lange, bis sich der Preis wieder „erholt“ hätte und die Investitionen nachgeholt werden könnten. Unter Umständen wird das bisherige Niveau aber auch gar nicht mehr erreicht werden können.

    Von verantwortungsvoller Politik (und deren Beratern) würde man erwarten, dass solcherlei Abhängigkeiten erkannt werden und man versucht, diese zu beseitigen. Wachstum in Form eines immer höher wachsenden tumbling-towers kann niemand ernsthaft wollen. Leider ist es so, dass Wachstum® längst zum nicht mehr hinterfragten Selbstzweck verkommen ist. Die Gründe dafür werden im kommenden Beitrag beleuchtet.

     

     

     

     
  • thewisemansfear 11:24 am am June 18, 2014 Permalink
    Tags: Daniele Ganser, , , , Herman E. Daly, Ressourcenproblematik, , ,   

    Der Zusammenhang von Energie und Wirtschaftswachstum 

    Auf dem vorigen Beitrag aufbauend geht es heute um die Frage, inwieweit Wirtschaftswachstum Grenzen gesetzt sind. Ökonomen beschränken sich leider allzu oft nur auf die monetäre Ebene. Zu Beginn eine kurze Einführung zum Thema Wirtschaften – was geschieht da eigentlich? Menschen erbringen Arbeitsleistung unter Einsatz mehr oder weniger körperlicher Anstrengung (teilweise durch erhebliche technische Hebel „verlängert“) und veredeln dabei Rohstoffe zu höherwertigen Endprodukten. Es kann sich dabei auch nur um einen Teil einer komplexen Wertschöpfungskette handeln, das ist unerheblich. Je nachdem wie hochwertig dieser Veredelungsprozess ist (bzw. angesehen wird), trägt er mehr oder weniger stark zu einem Mehrwert, also Wirtschaftswachstum bei. Ganz profan kann man natürlich auch einfach den Output steigern. Wenn Unternehmen eines können, dann ist es die Skalierung des Ausstoßes. Wir haben aber eine wichtige Komponente noch nicht genannt, die Voraussetzung jeglichen Wirtschaftens ist: Energie. raw-materials-energy-finished-product Da wir aus dem letzten Beitrag gesehen haben, dass alle Dinge einem natürlichen Ausgleichsprozess entgegen streben, welcher nur eine Richtung kennt -> höhere Entropie/“Unordnung“ und gleichzeitig weniger für Arbeit nutzbare Energie. Für den Umkehrprozess muss zusätzliche Energie aufgewendet werden. Wie das im Detail abläuft, hat Steve Keen in diesem Beitrag ausgeführt. Ein Screenshot aus dem Vortrag soll die Vorgänge illustrieren:

    Prozessabläufe in der Wirtschaft

    Prozessabläufe in der Wirtschaft

    • Aus Rohstoffen werden mittels freier „low-entropy“ Energie veredelte (oder einfach mehr) Endprodukte geschaffen
    • als Energieträger stehen regenerative (Sonne, Wind, Wasser, Biomasse) sowie fossile Energieträger (Öl, Gas, Kohle) und Kernenergie zur Verfügung
    • die Entropie des Endprodukts (höherer Ordnung) reduziert sich, allerdings nimmt die Gesamtentropie zu, da gleichzeitig reale Abfälle und Abwärme anfallen (so lange niemand die Unmöglichkeit eines perpetuum mobile widerlegt, bleibt dies eine physikalische Gesetzmäßigkeit, der sich niemand entziehen kann)
    • Recycling von nicht regenerativen Materialien kommt ebenfalls nicht ohne Verluste/Abfälle aus, die nicht mehr verwertet werden können -> Müllberg wächst
    • selbst der Erhalt von Infrastruktur benötigt ständigen Einsatz zusätzlicher Energie (dem Verfall entgegenwirken), der Aufwand steigt mit zunehmender Größe/Komplexität

    Wir halten fest: Ein wachsender Ausstoß an Endprodukten und komplexer Infrastruktur benötigt zwingend auch ein mehr an freier (zur Arbeit verwendbarer) Energie. Nochmal zurück zum letzten Beitrag – so gewaltig die in den Ozeanen gespeicherte Energiemenge auch ist, sie ist nicht oder kaum noch effizient nutzbar. Fossile Energieträger stellen eine einmalige Quelle frei nutzbarer Energie dar, aber irgendwann ist auch dieses Potential erschöpft. Was danach noch bleibt, sind auf der Sonne basierende regenerative Quellen. Kernenergie wird aus gutem Grund gesellschaftlich abgelehnt, das hält einen gewissen Prof. Sinn aber nicht davon ab, den Ausstieg rückabwickeln zu wollen. Die Energiefrage wird uns die kommenden Jahre noch weiter beschäftigen. Aus meiner Sicht wird die Erkenntnis weiter reifen, dass das jetzige Niveau nicht nachhaltig ist.

    Was bedeutet Nachhaltigkeit?

    Nachhaltig bedeutet langfristig stabil, es wird ein Gleichgewicht im System erreicht von verwertbarer einströmender (das ist in unserem Fall die Sonne) und abgegebener Energie. System bzw. Organismus wachsen bis zu einer energetisch auferlegten Grenze, die abgebildete Funktion dient sowohl zur Beschreibung vom Wachstum eines Baumes wie auch von dem eines Menschen. Technische Hilfsmittel lassen uns (als Menschheit) diese Grenzen temporär außer Kraft setzen, aber langfristig, wenn alle Einweg-Energieträger aufgebraucht sind, werden diese Systemgrenzen wieder relevant. Problematisch wird es dann, wenn man sich von einer Energiequelle abhängig macht, von der man weiß, dass sie nicht bis in alle Ewigkeit weiter sprudeln wird. Daniele Ganser hat das im Gespräch mit KenFM sehr gut zum Ausdruck gebracht. Die ersten paar Minuten reichen aus, um die Grundaussage nachvollziehen zu können. Wenn man sich dann noch vor Augen hält, was im Namen des Öls schon für Konflikte ausgetragen wurden und aktuell werden… Öl werde ich im nächsten Beitrag weiter thematisieren, insbesondere die Problematik herausarbeiten, dass der Ölpreis auf Messers Schneide balanciert. Wir wenden uns zunächst wieder dem Hauptthema Wachstum und Nachhaltigkeit zu.

    Kann Wachstum unökonomisch werden?

    Klare Antwort: Selbstverständlich, und zwar dann, wenn die nachhaltigen (systemischen) Grenzen überschritten werden. Beispielsweise durch Ausnutzung technischer Hilfsmittel, die die Basis langfristig erreichbarer Erträge in Mitleidenschaft ziehen. Herman E. Daly beschreibt dies in Ecological Economics folgendermaßen: Je weiter Wachstum voranschreitet, desto weiter verringert sich der Grenznutzen (marginal utility). Durch Rückwirkungen auf das System gibt es in zunehmende Maße negative Rückkopplungen (marginal disutility). Wachstum wird ab dem Punkt unökonomisch, an dem sich Grenznutzen und negative Effekte aufheben und der negative Anteil überwiegt.

    Als Beispiel blicken wir auf den Fischfang. In einer noch unerschlossenen Welt, deren Rohstoff (Fisch-)Reichtum nur darauf wartet, ausgebeutet zu werden, ist der Ertrag rein durch die Größe der Fischfangflotte begrenzt. Dieser lässt sich so lange steigern, wie neue Schiffe gebaut und neue Fischer angeheuert werden und diese die Meere durchkreuzen. Irgendwann ist jedoch eine Grenze erreicht, an der die Menge, die abgefischt wird, den Betrag übersteigt, der auf natürlichem Weg „nachwächst“. Ab diesem Punkt geht eine weitere Steigerung direkt an die Substanz, die den langfristigen Ertrag schmälert.

    Beispiel nicht nachhaltigem Wachstums

    Beispiel nicht nachhaltigem Wachstums

    Das perfide ist, dass sich der Ertrag noch eine ganze Weile absolut gesehen weiter steigern lässt, indem man einfach die Bestände leer fischt. Das läuft dann auf einen klassischen Generationenkonflikt hinaus. Daniele Ganser sagt das im oben verlinkten Interview sehr treffend – wir (die Menschen) seien nicht enkeltauglich.

    Paul Ehrlich (Biologe): „Warum nur ist die Walfangindustrie so emsig dabei, die eigentliche Quelle ihres Reichtums zu zerstören?“ Japanischer Journalist: „Wenn die Walfanindustrie innerhalb von 10 Jahren die Wale ausrotten kann und dabei 15 Prozent Gewinn erzielt, während bei einer nachhaltigen Fangrate der Gewinn nur 10 Prozent beträgt, dann wird man selbstverständlich die Wale in 10 Jahren ausrotten – und danach das Kapital eben zur Ausbeutung einer anderen Ressource verwenden.“ Paul Ehrlich (zit. nach Meadows, 1991, S. 223 f.)  Quelle (S.10)

    Übertragen lässt sich dieses Verhaltensmuster auf so ziemlich alle nachwachsenden und insbesondere nicht-nachwachsenden Rohstoffe wie den Energieträger Öl. Wenn es allein von der Anzahl der Förderquellen abhängt, wie viel gefördert wird, wer macht sich dann noch Gedanken an zukünftige Generationen? Der technische Fortschritt wird uns schon aus diesem Dilemma befreien, so die einhellige? Meinung. Stephen Hawking möchte lieber heute statt morgen ins Weltall aufbrechen, damit die Menschheit wieder ein Ziel vor Augen hat, dass es lohnen würde, verfolgt zu werden.

    Materielles Wachstum ist begrenzt

    Nach Ansicht einiger Ökonomen, die sich dieser Problematik bewusst sind, wird Wachstum durch qualitative „Entwicklung“ propagiert. Der Weg führt weg von der materiellen Industrie direkt in die Dienstleistungs- bzw. Informationsgesellschaft. Zu dumm, dass auch diese Energie benötigt. Wie oben bereits geschrieben, benötigt selbst eine einmal geschaffene komplexe Infrastruktur zu deren Erhalt fortwährend neue Energie. Kollege deedl hat das in einem inspirierenden Artikel zusammengefasst:

    „Es ist also schlicht unmöglich, Wirtschaftswachstum vom Energieverbrauch zu entkoppeln, weil es im Prinzip das gleiche ist. Jegliches Wirtschaften involviert immer Energie in irgendeiner Form. Die Grenzen des Wachstums sind also die Grenzen unserer Fähigkeit, die Energieströme unserer Welt nutzbar zu machen und unsere Abwärme an unsere Umwelt abzugeben. Beides ist begrenzt.“

    Spielt Geld denn überhaupt keine Rolle?

    Doch, natürlich tut es das. Das Lösen der monetären Handbremse durch eine gerechtere Verteilung der Geldmittel ist das Eine. Wolfgang Waldner hat das hier sehr anschaulich beschrieben. Wie mit den natürlichen Ressourcen umgegangen wird und wie es um deren Verteilung steht, ist eine andere Frage. Man darf sich hier nichts vormachen, die monetäre Ausbremsung großer Teile der Bevölkerung ist von den Eliten dieser Welt (die die hier geschilderte Ressourcenproblematik ganz sicher oben auf ihrem Schirm haben) so gewollt. Dazu gehören aber auch wir in den Industrieländern, die den Schwellen- und Entwicklungsländern die Möglichkeiten zur Entfaltung auf ein ähnliches Niveau vorenthalten. Die Ideologie des grenzenlosen Wettbewerbs macht’s möglich. Aber das ist wiederum ein anderes Thema und führte an dieser Stelle zu weit.

     
  • thewisemansfear 9:16 pm am May 11, 2014 Permalink
    Tags: Peak-Oil, Ressourcenproblematik, Rohstoffe, Rohstoffknappheit, tipping point, Ugo Bardi   

    Rohstoffdebatte: Auswirkungen von verminderter Ertragsleistung 

    Ugo Bardi stellt in seinem letzten Blogeintrag „The invasion of the resource zombies“ die fehlgerichtete Berichterstattung eines Autoren des WallStreet Journal (WSJ) an den Pranger, der gegen die Ressourcenproblematik argumentiert. Im WSJ heißt es „The World’s Resources Aren’t Running Out„.

    Diese Argumentation sei dahingehend fehlerhaft bzw. unvollständig, dass das Problem eben nicht das Knapp-werden oder gar Ausgehen von Ressourcen/Rohstoffen sei, sondern die sich seit Jahren abzeichnende und gut dokumentierte Verminderung der wirtschaftlichen Ertragsleistung bei der Förderung:

    „But, apart from platitudes and legends, the article by Matt Ridley is wrong because it is based on a classic strawman: the one that says that we should worry about „running out“ of mineral resources. It is not so. Let me say it emphatically, assuredly, and unequivocally: we are NOT running out of anything. That’s not the problem; the real problem with resources is diminishing economic returns. It means that we have extracted the „easy“ (i.e. inexpensive) resources and that now we are forced to extract from „difficult“ (i.e. more expensive) resources.“

    Als Anschauungsbeispiel dient der Verlauf der Silberproduktion der letzten Jahre. Diese verharrt absolut gesehen auf relativ hohem Niveau, allerdings ist die Ertragsleistung stark rückläufig. Es muss immer mehr Gestein bearbeitet werden, um auf dieselbe Gesamtmenge zu kommen. Die „guten“, reichhaltigen Vorkommen sind mittlerweile ausgebeutet, die noch vorhandenen können nur unter weiter steigendem Aufwand extrahiert werden. Kurz gesagt, uns werden die Ressourcen nicht ausgehen, aber es wird wirtschaftlich immer unrentabler, die noch vorhandenen Vorkommen zu erschließen und auszubeuten. Im Endeffekt bleiben sie dann im Boden.

    Muss man hinzufügen, dass für Öl, Gas, Edelmetalle, usw. das gleiche gilt?

    Gail Tverberg hat sich auf ihrem Blog eingehend mit dem Thema Grenzerträge bei der Erölförderung beschäftigt: „Oil Limits and the Economy: One Story, Not Two

    Sie verknüpft die großen Notwendigkeiten der heutigen Wirtschaftssysteme – Wirtschaftswachstum und die langfristige Substitution fossiler Energieträger – denn diese seien in keiner Weise unabhängig voneinander:

    „Energy use is very closely tied to economic growth. When energy consumption becomes slow-growing (or high-priced—which  is closely tied to slow-growing), it pulls back on economic growth. Job growth becomes more difficult, and governments find it difficult to get enough funding through tax revenue. This is the situation we have been experiencing for the last several years.
    We might think that governments would be aware of these issues and would alert their populations to them.  But governments either don’t understand these issues, or only partially understand them and are frightened by the prospect of what is happening.“

    Den Grafiken kann man entnehmen, dass der Ölpreis mit der wirtschaftlichen Entwicklung korreliert. Hohe Nachfrage treibt den Preis nach oben, während in Schwächephasen der Ölpreis sinkt. Auch sie zieht dieselben Schlüsse der schwindenden Erträge: „Diminishing Returns is Like a Treadmill that Runs Faster and Faster

    Schlussfolgerung: Die immer aufwändigere und damit teurer werdende Förderung wird für weiter zunehmende Preise der betreffenden Rohstoffe sorgen. Dies wird sich nachteilig auf das weitere Wirtschaftswachstum (in der heutigen Form) auswirken und dieses begrenzen. Man steuert so unaufhaltsam auf einem tipping point zu, an dem die Wirtschaft kippt und die Preise dann so weit fallen, dass sich mit einem Schlag die weitere Förderung kaum noch lohnen würde. Der (Energie-)Aufwand wäre schlicht zu hoch. Um zum Beginn zurückzukehren: Material wäre dann noch ausreichend vorhanden, nur ökonomisch würde sich die Ausbeutung der Vorkommen nicht mehr lohnen. Zu den Aussagen aus Richtung Bundestag, dass Energie bezahlbar bleiben soll, fällt mir nichts weiter ein… Immerhin scheint der Zusammenhang von steigenden Energiepreisen als „Wachstumsbremse“ erkannt zu sein. Aber dann eine solche Forderung aufzustellen, ist an Naivität/Dummheit nicht zu überbieten.

     
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