Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen
Diese Binsenweisheit ist mit dem Fall Hoeneß klar widerlegt worden, richtig? Es gibt eben doch noch Gerechtigkeit auf dieser Welt, könnte man meinen!
Tja, leider sitzt man da einer falschen Vorstellung auf. Wenig Beachtung hat in den deutschsprachigen Medien letzte Woche die Meldung über die Klage der Federal Deposit Insurance Corp (kurz FDIC, US-amerik. Einlagensicherung) gegen 16 Bankinstitute (so alles was Rang und Namen hat) wegen der Manipulation des LIBOR-Zinses gemacht. Dies ist nur ein weiterer Schritt in dem bereits 2012 aufgedeckten Betrugsskandal. Auf den Seiten der SZ findet man eine aufbereitete Themenseite, wo die Verfehlungen und bisherigen Konsequenzen festgehalten sind. Über das Ausmaß der verursachten Schäden kann man nur vermuten, sicher ist, dass Hoeneß aktuell nachgewiesene 27Mio. € ein Witz dagegen sind.
Und was findet man also da an Konsequenzen? Verurteilung zu Geldstrafen, Bankangestellte werden freigestellt (muss echt hart sein) oder suspendiert… Übernahme von Verantwortung in den Führungsetagen? Fehlanzeige. Aber dem Gesetzgeber scheint an einer strafrechtlichen Verfolgung der Verantwortlichen auch nicht sonderlich gelegen zu sein. So sieht Gerechtigkeit in dieser Welt aus. Die Binse oben lebt weiter!
Auf neweconomicperspectives gibt es dazu einen Kommentar, den ich sehr treffend finde:
Consider the ethical and political implications of what the FDIC investigation has confirmed. The entire barrel of apples is rotten. Every CEO failed the ethical test, and the ethical bar that they failed to surmount was set exceptionally low. That can only happen when a “Gresham’s” dynamic has been allowed to persist for years because of the three “de’s” (deregulation, desupervision, and de facto decriminalization). Such a dynamic can cause “bad ethics to drive good ethics out of the markets.”
Let’s review the bidding. The U.S. government, through the FDIC, has found after a lengthy investigation that the leaders of 16 of the world’s largest banks conspired together to form a cartel to manipulate the LIBOR “numbers” and to defraud the public about the scam. This should have led the criminal justice authorities to prosecute large numbers of senior officers of these banks – but none of them have been prosecuted. It obviously poses a grave threat to the “safety and soundness” of the entire financial system. The endemic frauds led by elite CEOs demonstrate such a pervasive failure of integrity and ethics by the leaders of the finance industry that there is a moral crisis of tragic proportions.
Kurz übersetzt: Das durch die FDIC aufgedeckte Kartell sollte eigentlich die Staatsanwaltschaft gegen die Banken-Verantwortlichen auf den Plan rufen und diese zur Rechenschaft ziehen. Aber niemand davon wurde bislang strafrechtlich belangt, was als große Bedrohung der „Sicherheit und Solidität“ des ganzen Finanzsektors gedeutet werden kann. Hierbei handele es sich um eine moralische Krise tragischen Ausmaßes, da man starke Zweifel an Integrität und Moral des Führungspersonals haben müsse.
Zum Abschluss ein passendes Schmankerl: Ex-FED Chef Ben Bernanke erntet die „Früchte seines bisherigen Arbeit“. Er erhielt für seinen ersten Vortrag nach Aufgabe seines Postens ein Salär von mindestens 250.000USD. Mal eben in 40Min. Vortragszeit mehr „verdient“ als im gesamten Jahr zuvor. Der Kommentar zu dieser Meldung beginnt so: „You will never, again, have a good economy for ordinary people so long as this continues“ Was ich vollkommen unterschreiben kann.