Zeit für fachübergreifendes Denken 

Da gibt es einen Mr. Summers, der mit seiner Rede über „säkulare Stagnation“ für Aufregung sorgt. Plötzlich irrlichtern die verschiedensten Meinung dazu über den Schirm, aber Lösungen für das angesprochene Wachstums- bzw. Investitions-Dilemma? Fehlanzeige.

Man muss weit in die Vergangenheit zurückgehen, um sich auf das eigentliche Ziel volkswirtschaftlicher Steuerung rück zu besinnen. Nichts Geringeres als die Schaffung von Vollbeschäftigung steht da ganz oben auf der Liste. Davon sind wir Lichtjahre entfernt…

Nehmen wir Flassbecks Ansatz von Lohnsteigerungen der breiten Masse: Von der Idee her geeignet, einen Wettbewerbsausgleich innerhalb der Eurozone zu beschleunigen, quasi ein Entgegenkommen in Richtung lohnsenkender Südländer. Aber realistisch betrachtet ist eine solche Option bei einem Heer an (Langzeit-)Arbeitslosen nicht ansatzweise durchsetzbar. Welchen Hebel hätten die Gewerkschaften (selbst mit der Politik im Rücken), dies durchzusetzen? Zweitens ist es ein Irrglaube anzunehmen, dass mit dem Ausgleich der Wettbewerbsfähigkeiten innerhalb der Eurozone die gesamtwirtschaftliche Entwicklung wieder einfach so an Fahrt gewinne. Hier kommen wir zu zum Teil nur unzureichend diskutierten Themen wie „Wettbewerb“ und „Vermögens- bzw. Einkommens-Ungleichverteilung“.

Die Frage, vor der die meisten Ökonomen nun stehen lautet: Wie schaffen wir wieder Investitionen in der Realwirtschaft? Dabei erhält man „Lösungs“Vorschläge wie

  • Abschaffung von Bargeld (großer Schritt in Richtung Faschismus, großartig!)
  • Verstaatlichung des Finanzsektors zur Steuerung des Zinssatzes
  • staatliche Investitionspakete zum Anschieben der Konjunktur

D.h. das was vorher nicht mehr so wollte wie es laut Theorie soll, schaffen wir danach durch Zwang. Hhhm, keine berauschenden Aussichten, zeugen zudem von einer gewissen Betriebsblindheit der Akteure. Am Wachstumsdogma wird nicht gerüttelt, das hieße ja, man müsste sich in ganz andere Richtungen Gedanken machen!

Ausgeblendet wird beispielsweise die fortschreitende Oligopolisierung der Wirtschaft, von Georg Trappe plastisch als Fettaugensyndrom bezeichnet. Die von Stefan L. Eichner aufgezeigten Wettbewerbseinschränkungen aufgrund von Sättigungstendenzen in den Märkten sind ein weiteres Phänomen, das auf der Problemlandkarte der Mainstream-Ökonomie nicht auftaucht. Deutlich wird das am Konsumverhalten, insbesondere kurz vor Weihnachten. Sinnloser Kauf-Aktionismus in brechend vollen Geschäften mit dem Vorsatz, den Liebsten eine Freude zu machen… Ohne eine Umstrukturierung des System-Unterbaus werden selbst weitere öffentliche Investitionspakete sang und klanglos verpuffen. Genauso wie die 0-Zins-Politik der Zentralbanken einzig dem Finanzcasino hilft, die Illusion steigender „Werte“ am Aktien- und Asset-Markt aufrecht zu erhalten.

Das Maß des BIP als dem Wohlstandsindikator ist überholt und gehört dringend überdacht. Ein Mehr an materiellem Spielzeug oder virtuellem Geld kann nicht alleiniges Ziel der Wirtschaftssteuerung sein. Neoliberale Instrumente gehören aus dem Baukasten der Ökonomenzunft verbannt. Alternative Ansätze gibt es, aber hierfür muss man fächerübergreifende Diskussionen in Gang bringen und diese auch einem breiten Publikum zugänglich machen. Meiner Meinung nach führt schon eine Angleichung der Lebensverhältnisse zu einer größeren Gesamtzufriedenheit.

Dazu passend: http://rwer.wordpress.com/2013/12/13/is-economics-a-science-a-view-from-outer-space/

We judge economics by what it can produce. As such, economics is rather more like engineering than physics, more practical than spiritual.