Finde den Schuldner! 

Wenn man die gängigen Medien so liest, dann fällt da in letzter Zeit in Bezug auf die Zinspolitik der EZB immer wieder der Begriff „Enteignung der Sparer“. Relativierend heißt es manchmal „faktische Enteignung“.

Ziemlich harsche Worte, mit denen vor allem Meinungsmache, aber keinesfalls Aufklärung betrieben wird. Hier ein Versuch des Letzteren:

Geld ist kein Wertaufbewahrungsmittel – war es auch nie gewesen, sondern lediglich ein Versprechen auf eine zukünftige (Gegen-)Leistung. Nahezu alles auf dieser Welt hat ein Verfallsdatum, warum sollte das bei Geld anders sein? Entwertung lautet in diesem Zusammenhang der geeignete Begriff.
Gold ist im Übrigen nur bedingt ein bleibender Wertersatz, es hat jeweils nur den Wert, den man ihm zu jeweiligen Zeitpunkt beimisst.

Werfen wir noch einen Blick auf die Zinsen und deren Herkunft. Guthabenzinsen kann eine Bank nur zahlen, wenn sie jemanden findet, der einen Kredit aufnimmt und diese damit erwirtschaftet! Konsumentenkredite sind in diesem Beispiel untauglich, der Kreditnehmer braucht in jedem Fall ein tragfähiges Einkommen, aus dem Zins und Tilgung erbracht werden.

„Kredit aufnehmen“ ist dabei nur eine formalere Bezeichnung von „Schulden machen“.

In einer Marktwirtschaft regelt üblicherweise der Markt den Preis über Angebot und Nachfrage. Wenn ein Überangebot an Sparkapital einem Mangel an Kreditnehmern (Schuldnern) gegenübersteht… dann sinkt eben der Zins. Die Empörung sollte sich besser gegen jene richten, die die private Altersvorsorge als sicheres Standbein beworben und letztlich auch eingeführt haben.

Die Geldpolitik ist aktuell nahezu ausgereizt, wieder wirtschaftlichen Schwung zu erzeugen. Jetzt dürfen sich alle mal Gedanken machen, wo sie die nächsten Schuldner hervorzaubern. Privathaushalte wollen nicht, der Staat darf nicht (fiskalpolitisches Eigentor mit der Schuldenbremse) und die Unternehmen wollen auch nicht, Auslastung und Nachfrage sind nicht so dolle (woran das nur liegt?).

Tja. Ohne neue(n) Schuldner gibt es kein zusätzliches Wachstum, das ist eine logische Konsequenz unseres Geldsystems.